Hast du jemals etwas Außergewöhnliches gewagt? Etwas das andere vielleicht nicht tun? Hast du dich schon mal getraut aus der Reihe zu tanzen? Weil es dich mit Begeisterung erfüllt und du richtig Bock darauf hast, obwohl es vielleicht für Außenstehende riskant oder unvernünftig erscheint? Vielleicht hast du deinen sicheren Job gekündigt, ohne Plan, was danach kommt, oder dich selbstständig gemacht, obwohl dies unsicher erschien. Vielleicht hast du deine Elternzeit verlängert, weil du die Zeit zuhause so genossen hast oder genau andersrum die Elternzeit abgebrochen, weil du deine Arbeit so vermisst. Die Liste solcher Entscheidungen ist endlos. Auch privat: Egal ob du auswandern willst, beschließt keinen Alkohol mehr zu trinken oder dich vegetarisch zu ernähren.
Eines ist sicher: Wenn du solche Wege einschlägst, stößt du auf das „Für mich wär‘ das ja nix“ Phänomen und bist umgehend ungefragten Ratschlägen und Kritik ausgeliefert. Du bist stolz auf deine Entscheidung, möchtest anderen davon erzählen, und dann kommt dieser Satz gefolgt von ungefragten Ratschlägen, Diskussionen und Meinungen.
Warum erteilen Menschen ungefragte Ratschläge und Kritik?
Die Gründe für diese auf uns negativ wirkenden Reaktionen sind vielfältig:
- Reflexartige Reaktion: Eine Veränderung löst Gedanken und Bedenken beim Gegenüber aus. Manchmal werden diese dann in Form ungefragter Ratschläge reflexartig geäußert, ohne darüber nachzudenken, was diese Äußerung beim Gegenüber auslösen könnte.
- Eigene Ängste: Unser Gegenüber trägt Ängste in sich, die durch eine Veränderung unsererseits getriggert werden. Diese Ängste werden auf unsere Situation projiziert und als ungefragte Ratschläge geäußert.
- Normkonformität: Viele Menschen fühlen sich verpflichtet sich an Normen und Konventionen zu halten. Unsere Veränderung löst ein Störgefühl aus. Sie fühlen sich daher ebenso verpflichtet uns mittels ungefragter Ratschläge wieder auf den richtigen Weg zu bringen.
- Neid: Vielleicht machen wir gerade etwas, was unser Gegenüber auch gerne tun würde, sich aber nicht traut. Neid stellt sich ein und so auch das Bedürfnis ungefragt Ratschläge zu erteilen, die unsere Veränderung kritisieren.
- Spiegeln: Vielleicht zeigt deine Veränderung dem Gegenüber, dass der Status Quo des eigenen Lebens in Frage gestellt werden kann. Dein Gegenüber hat sich vielleicht damit abgefunden unglücklich in einem Job zu verharren, der keine Freude macht. Eine Veränderung deinerseits stellt dieses „sich abfinden“ in Frage.
- Schutz & Fürsorge: Unser Gegenüber möchte uns vielleicht einfach nur davor bewahren einen Fehler zu machen und sicherstellen, dass wir alle Aspekte unserer Entscheidung bedacht haben. Ungefragte Ratschläge sollen helfen, dass wir uns wirklich sicher sind mit unserer Entscheidung.
Die Äußerung ungefragter Ratschläge hat also vielmehr mit unserem Gegenüber zu tun als mit uns selbst oder mit der tatsächlichen Vernunft unserer Entscheidung.
Warum triggern uns ungefragte Ratschläge und Kritik so sehr?
- Zweifel & Ängste: Ein Grund ist, dass dein Gegenüber mit den ungefragten Ratschlägen Ängste anspricht, die du selbst in dir trägst. So zum Beispiel die große Angst davor zu scheitern. Es wird also ein wunder Punkt getroffen.
- Selbstvertrauen: Je geringer dein Selbstvertrauen ist, desto mehr wirst du von ungefragten Ratschlägen getriggert. Denn du hörst in diesem Moment die rationalen Gedanken deines Gegenübers, ignorierst, dass sie mehr mit deinem Gegenüber als mit dir zu tun haben und vergisst, dass du über eine Vielzahl von Fähigkeiten verfügst, die dich erfolgreich machen können.
- Zugehörigkeit: Als soziale Wesen suchen wir Zugehörigkeit. Ungefragte Ratschläge geben uns das Gefühl nicht mehr dazu zu gehören und einen Fehler zu machen. Sie eröffnen die Möglichkeit im Vergleich zum Umfeld schwächer und weniger erfolgreich zu sein.
Wie kannst du mit ungefragten Ratschlägen und Kritik umgehen?
Ich habe acht Handlungsoptionen für dich zusammengestellt, um ungefragte Ratschläge und Kritik meistern zu können:
- Ruhig bleiben: Zunächst dreimal durchatmen und die eigenen Emotionen runterfahren. So vermeiden wir zu impulsiv zu reagieren.
- Dankbarkeit: Danke deinem Gegenüber für die Ratschläge. Es ist egal, ob du sie annimmst oder nicht. Mit einem einfachen „Danke“ nehmen wir dem Gegenüber häufig schon den Wind aus den Segeln und halten das Gespräch kurz.
- Erklären statt rechtfertigen: Sofern du in eine Diskussion einsteigen möchtest, bringe ruhig und sachlich deine Beweggründe im Gespräch ein. Achte dabei auf „Ah, danke, für mich ist es allerdings so, dass …“ statt einer Rechtfertigung „Ja, ich muss das so machen, weil … und vielleicht mache ich es ja auch anders“.
- Grenzen setzen: Trau dich das Gespräch höflich zu beenden. „Stopp, vielen Dank, ich möchte das an dieser Stelle nicht diskutieren“.
- Fokussiere das Gespräch auf positive Aspekte: Erzähle deinem Gegenüber von den Chancen, die du siehst. Wenn du im Gespräch strahlst, wird es deinem Gegenüber schwerer fallen dagegen zu halten.
- Vision-Board: Schau dir im Nachgang an so ein Gespräch an, wo du hinwillst, warum du diesen Weg einschlägst und was dich überzeugt weiterzumachen. Stärke so regelmäßig dein Selbstvertrauen!
- Vertraute & Unterstützer: Es braucht nur eine Person, aber die braucht es wirklich. Die eine Person, die an dich glaubt, wenn du es selbst nicht tust. Kontaktiere sie nach so einem Gespräch und im Alltag. Auch das stärkt dein Selbstvertrauen!
- Positives Umfeld: Umgebe dich generell mehr mit Menschen, die an deine Träume und deine Vision glauben; z.B. Menschen mit ähnlichen Zielen oder solche die bereits dort sind, wo du eines Tages sein willst. Sie werden dich motivieren am Ball zu bleiben.
Fazit
Ungefragte Ratschläge und Kritik seitens unseres Umfelds haben häufig gar nicht so viel mit uns und unserer Entscheidung zu tun. Sie sind vielmehr eine Projektion ihrer eigenen Realität. Je mehr du es schaffst Zweifel & Ängste zu überwinden, dein Selbstvertrauen zu stärken und dich auch ohne die Anerkennung dieser Menschen zugehörig zu fühlen, desto mehr werden ungefragte Ratschläge und Kritik an dir abprallen. Dazu gibt es viele Möglichkeiten besser mit ungefragter Ratschläge und Kritik umzugehen: Der Schlüssel ist dabei das kontinuierliche Arbeiten an dir selbst.
„Nothing others do is because of you. What others say is a projection of their own reality, their own dream. When you are immune to the opinions and actions of others, you won’t be the victim of endless suffering.”
Don Miguel Ruiz, Autor von „The 4 Agreements”
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